Die Fahrt
von Gallipoli bis hier her nach Taranto hat sich als großteils
mühsame Fahrt, hoch am Wind durch steile und ruppige Wellen, nur mit
unserem geduldigen Windpiloten halbwegs angenehm gestalten lassen.
Jedenfalls waren wir froh, als pünktlich zum Sonnenuntergang die
Einfahrt zum riesigen Industriehafen, die wir gemeinsam mit von ihrer
Übungsfahrt heimkehrenden Kriegsschiffen der Italienischen Marine
erreichten, hinter uns lag.
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Wir sind jetzt angekommen wo der Pfeffer wächst
zumindest der rosarote |
Seit zwei
Tagen sind wir nun in Taranto, der, wenn man den Reiseführern
glauben schenkt, absolut nicht beachtenswerten Industriestadt im
Süden Italiens. Die Kiore Moana liegt sicher vertäut in der Marina
Molo Sant´Eligio, einem kleinen Teil des riesigen betriebsamen
Gewerbehafens, zwischen Altstadt und Industriezone. Die Luft erinnert
manchmal schon etwas an die Luft im Linz der frühen Siebzigerjahre,
aber das ist unmittelbar neben einem Stahlwerk und einer Raffinerie
auch nicht wirklich verwunderlich.
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Von unserem Liegeplatz können wir sowohl St Cataldo,
als auch die riesigen Stahlungeheuer des Hafens beobachten |
Die Altstadt ist leider ziemlich
verfallen und man spürt an allen Ecken und Enden, dass die Menschen
hier zum Teil sehr arm sind. Viele der riesigen Paläste stehen leer
oder sind nur wenig genutzt. Erste Anzeichen einer Revitalisierung,
zum Beispiel durch die Ansiedlung von Universitätseinrichtungen,
machen sich zwar bemerkbar, es wird aber mit Sicherheit noch
Jahrzehnte dauern bis die Entwicklung sich auf den gesamten
Altstadtteil ausbreiten wird. Wenn bis dahin nicht der Großteil der
zwar notdürftig gesicherten, aber dem Verfall nahen, Palazzi
unrettbar zerstört sind.
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Die Gassen sind teilweise wirklich eng |
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Diverse Heilige
grüßen von allerhand Nischen und aus Hinterhöfen |
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Der nächste Valentino Rossi ist schon im heranwachsen |
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Die Drehbrücke in die Neustadt |
Von der Altstadt führt eine imposante Drehbrücke über den Kanal, der das Mare Grande, außerhalb der Stadt mit dem Mare Picolo im Rücken der Stadt verbindet, in den neuen Stadtteil. Hier empfängt den Reisenden reges Leben im italienische Stil mit Cafes, Bars, Restaurants, Geschäften in teilweise palmengesäumten Fußgängerbereichen. Einfach eine geschäftige Großstadt und unserer Meinung nach keineswegs gesichtslos, wie in den Reiseführern behauptet.
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In der Mittagszeit ist die Stadt menschenleer |
Erwähnenswert
ist vor allem der Besuch im örtlichen Museum mit seinen hervorragend
präsentierten Kunstschätzen. Vor allem aus der Zeit als die
Spartaner hier siedelten. Besser sollte man vielleicht sagen, die von
Feldzügen zurückgekehrten Spartanern verjagten jungfräulichen
Kinder ihrer daheimgebliebenen Frauen (mit den Sklaven).
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Akrobaten |
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Schauspieler und Komödianten |
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Tänzer |
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Eroten |
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Kämpfer |
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aber auch Gebrauchsgegenstände wie diese Öllampe |
Es sind
große Mengen den Alltag, aber auch die Mythologie, darstellende
kleine Terrakottafiguren zu bewundern, die durch ihre teilweise
erhaltene Farbigkeit und Dynamik in den Bewegungen beeindrucken und
uns einen Einblick in das Alltagsleben der Antike ermöglichen. Die
ausgestellten Goldarbeiten aus der selben Periode lassen uns über
die unvorstellbaren handwerklichen Fertigkeiten dieser Zeit staunen.
Filigran gearbeitete Diademe, Ohrgehänge, Fibeln und
Gebrauchsgegenstände sind zu sehen.
Die Basilika
Cattedrale di S. Cataldo, dem Schutzheiligen der Stadt gewidmet,
liegt gemeinsam mit vielen anderen Kirchen und Klöstern in der
verwinkelten Altstadt. Sie ist auf Grund ihrer Ausmaße, aber auch
durch ihre teilweise phantastische Dekoration aus feinsten
Steinintarsien sehenswert.
Wir stellen
doch immer wieder fest, dass wir als Reisende etwas anders über die
Dinge denken, als es durch die Reiseliteratur vorgesehen ist. Wir
fühlen uns hier wohl, werden heute noch ein Auto mieten und in den
nächsten Tagen die Umgebung, vor allem die Basilikata, erkunden.
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Brandteigschwäne für Kinder
und kindische Touristen |
P.S. Das
Essen in den Cafes, Panificios, usw. macht hier in Italien so viel
Spaß, das wir seit einiger Zeit ganz auf das Kochen vergessen haben.