Ein langer
Ausflug hat uns gestern, entlang der Küste, nach Bova Marina ganz im
Süden von Kalabien und von dort aus in Richtung Norden, in die wilde
und schroffe Landschaft des Aspromonte Nationalparks, nach Bova
geführt.
Bova ist
eine alte, hoch auf einem steilen Berg gelegene Ansiedlung, in der
heute noch der ursprünglich von der griechischstämmigen Bevölkerung
gesprochene Dialekt erhalten geblieben ist. Die meisten Aufschriften
und Straßenbeschriftungen sind hier dreisprachig. Griechisch,
griechisch mit lateinischen Lettern geschrieben und italienisch.
Einen Kaffee zu bestellen, ist auch nicht ganz einfach, um so mehr
als jetzt, außerhalb jeder Saison, nur der Opa das Cafe bewacht.
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Die Piazza von Bova |
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Museumsstück ohne Gleisanschluss |
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Manche Häuser sind schon toll renoviert |
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Andere warten noch auf Käufer |
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Der Fernblick ist nur von der Sichtweite begrenzt |
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Es ist noch zu kalt, um auf den Steinen zu sitzen |
Aber wie so viele der hier in den Bergen gelegenen Orte, leidet auch
dieser unter den Folgen der Abwanderung. Ein umtriebiger
Bürgermeister hat in den letzten Jahren allerdings für einigen
Aufschwung gesorgt. Nicht nur, dass er eine schön renovierte,
riesige alte Dampflokomotive auf dem kleinen Kinderspielplatz am Berg
aufstellen ließ, sind auch die meisten Straßen, Piazzas und Wege
der alten Siedlung in gutem Zustand und viele der verlassenen Häuser
werden mittlerweile, wenn oft vermutlich auch nur als
Sommerwohnungen, renoviert. Der sensationelle Ausblick, bis zur
entlegenen Küste des Ionischen Meeres, rechtfertigt diese
Aktivitäten mit Sicherheit.
Weiter geht
es über eine schmale Nebenstraße, mit hunderten von Kehren den Berg
hinauf, bis in die von Norden über die Gipfel des Aspromonte
ziehenden Wolken. Auf der anderen Seite des Passes, wieder auf sehr
abenteuerlicher Straße ins Tal, um den, auf einem schroffen Felsen
im Flussbett des Amendolea gelegenen Ort Roghudi zu sehen. Der Ort
wurde in den 70er Jahren von seinen Bewohnern nach einigen heftigen
Unwettern aufgegeben. Die Menschen haben sich in der Nähe des Meeres
neu angesiedelt und die alte Siedlung verfällt. Mittlerweile ist sie
aber doch zu einer Touristenattraktion geworden und es sind einige
Erhaltungsmaßnahmen, wie neue Wege und deren Beleuchtung zu
erkennen. Das beeindruckendste ist jedenfalls die Lage der Siedlung
auf dem Felsen im Fluss und die raue und unwirtliche Umgebung.
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Kehren, Kehren, Kehren |
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Finstere Wolken, Sonne und das Ionische Meer |
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und hinter uns der Aspromonte |
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mit saftigen Almwiesen |
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Und endlich erscheint Roghudi tief im Tal |
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Von der Nähe gesehen, eine trostlose Angelegenheit |
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Gespenstische Insekten schweben durch den Ort |
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wo die letzten Bewohner verschwunden sind |
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Der Fluss soll sie vertrieben haben |
Noch einmal,
über gefühlte tausend Kehren, in das nächste Tal, um von dort
wieder zurück ans Meer zu gelangen.
Die
Heimfahrt nach Roccella war, neben der Notwendigkeit an einem Sonntag
in Kalabrien Benzin zu bekommen, ohne nennenswerte Ereignisse.
Heute war
das Wetter mit großteils blauem Himmel einladend, zumindest am
Nachmittag einen kleinen Ausflug zu unternehmen. Von Siderno
Superiore, nicht weit weg von hier, haben wir schon einiges gehört
und wollten den, wieder hoch über dem Meer gelegenen Ort besuchen.
Die Geschichten haben sich bewahrheitet und der Ausflug hat sich
gelohnt.
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Siderno Superiore |
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Der Hauptplatz |
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Blumenliebhaber schmücken die Stiege vor dem Haus |
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Schön sanierter Palazzo |
Wie so oft
bei uns, hat wieder die Neugierde gesiegt und der direkte Weg zurück
ist als Option ausgeschieden. Es musste schon der Weg über den
nächsten, fast 1000m hohen Berg genommen werden. Belohnt wurden wir
dafür mit märchenhaft, bemoosten und von Nebel verhangenen Wäldern,
leuchtenden Regenbogen und plötzlich wie aus dem Nichts
erscheinenden Fernsichten, bis zum Meer.
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Märchenwald (Maria) |